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Niels Bubel - Laufen, Leben, Gutes tun
Oft höre ich die Aus­sa­ge, dass die 50km-Dis­zi­plin dem Ma­ra­thon so ähn­lich sei. Mit die­ser Ge­gen­über­stel­lung schwingt für mich die Fra­ge der Da­seins­be­rech­ti­gung mit. Sind die 50km über­flüs­sig? Ich den­ke: „Nein.“ Für mich gibt es gro­ße Un­ter­schie­de zwi­schen den bei­den Dis­zi­pli­nen.

Die Dif­fe­renz der Di­stan­zen be­trägt 7,805km. Das mag nicht so viel sein. Ich fin­de je­doch, dass der Ver­gleich der ab­so­lu­ten Stre­cken­län­ge nicht alle ent­schei­den­den As­pek­te be­rück­sich­tigt. Bei al­len Di­stan­zen in den Dis­zi­pli­nen der Leicht­ath­le­tik wer­den auch an­de­re Ge­schwin­dig­kei­ten ge­lau­fen, wenn es dar­um geht, das Ma­xi­mum her­aus­zu­ho­len. Nur bei den 100m und 200m ist der Ge­schwin­dig­keits­un­ter­schied auf­grund der Be­schleu­ni­gungs­pha­se ein­fach sehr ge­ring. Wer auf den 100m lan­ge braucht, um zu be­schleu­ni­gen, wird evtl. auf den 200m eine hö­he­re Durch­schnitts­ge­schwin­dig­keit er­zie­len kön­nen. An­ders als beim Sprint muss im Lang­stre­cken­lauf ein Groß­teil der En­er­gie aus Koh­len­hy­dra­ten un­ter Zu­hil­fe­nah­me von Sauer­stoff in der Mus­ku­la­tur be­reit­ge­stellt wer­den. Da die Koh­len­hy­drat­spei­cher be­grenzt sind, reicht die­se En­er­gie nur ca. 30 bis 35km. Das heißt, dass zu­sätz­li­che En­er­gie be­nö­tigt wird. Die­se kann zum Teil über Ge­trän­ke oder Gels oder an­de­re Koh­len­hy­drat-Quel­len von au­ßen zu­ge­führt wer­den. Zum an­de­ren Teil kann die­se über die Ver­stoff­wechs­lung von Fett be­reit­ge­stellt wer­den. Die­sen Her­aus­for­de­run­gen müs­sen sich auch alle Ath­le­ten im Ma­ra­thon stel­len. Über 50km ist die­se Her­aus­for­de­rung ein­fach et­was grö­ßer, weil die kri­ti­sche Di­stanz nicht nur von spä­tes­tens km 35 bis km 42 reicht, son­dern eben von 35 bis 50km. Da­mit zieht sich das Meis­tern die­ser Her­aus­for­de­rung über die dop­pel­te Di­stanz. Das prägt den 50km-Lauf aus mei­ner Sicht sehr. Da­mit stei­gen auch die men­ta­len An­for­de­run­gen. Wenn die Bei­ne schwer wer­den sind es meis­tens noch 10 bis 15km. Al­ler­dings hat man als gu­ter Ma­ra­thon­läu­fer auch gute Vor­aus­set­zun­gen, um über 50km er­folg­reich zu sein. Für mich ist der As­pekt der Stre­cken­län­ge ein wich­ti­ger. Es gibt aber noch mehr Un­ter­schie­de.

Der Ma­ra­thon ist un­glaub­lich po­pu­lär. Das sieht bei den 50km ganz an­ders aus. Bei den Deut­schen Meis­ter­schaf­ten ge­hen meist nur 100 bis 200 Män­ner und Frau­en an den Start. Die­se ge­hö­ren oft Ul­tra­ma­ra­thon­ver­ei­nen an. Vie­le von ih­nen star­ten auch auf noch län­ge­ren Di­stan­zen. Und auch ich bin ja schon drei­mal über 100km und ein­mal über 6h an den Start ge­gan­gen. Über 50km kommt also eine ganz an­de­re Sze­ne zu­sam­men und die­se Sze­ne ist deut­lich klei­ner. Ich tref­fe oft die­sel­ben Ge­sich­ter. Die­ser As­pekt ist viel stär­ker aus­ge­prägt als im Ma­ra­thon.

Der Ma­ra­thon­lauf ist viel stär­ker pro­fes­sio­na­li­siert. Die ab­so­lu­te Spit­ze be­steht aus Pro­fis, die sich zu 100% auf den Sport kon­zen­trie­ren kön­nen. Sie kön­nen ih­ren Le­bens­un­ter­halt mit Spon­so­ren­gel­dern, Start- und Sieg­prä­mi­en und För­de­run­gen von Ver­ei­nen, Sport­hil­fe oder an­de­ren Un­ter­stüt­zern wie der Bun­des­wehr oder der Po­li­zei be­strei­ten. Fast je­der am­bi­tio­nier­te Stra­ßen­läu­fer Läu­fer kennt Hai­le Ge­brsel­as­sie oder Eli­ud Kip­cho­ge. Doch wer kennt schon Ke­tema Ne­ga­sa — den 50km-Welt­re­kord­hal­ter?

50km ist kei­ne Olym­pi­sche Dis­zi­plin. Über 50km wer­den Welt­meis­ter­schaf­ten aus­ge­tra­gen, an de­nen ich 2015 und 2016 teil­ge­nom­men habe. Für mich war es ein gro­ßer An­reiz mit Spit­zen­läu­fern zu mes­sen, die — so wie ich — den Sport in der Frei­zeit be­trei­ben. Da im Ul­tra­ma­ra­thon kaum Geld zu ver­die­nen ist — Flo­ri­an Neu­schwan­der ist eine gro­ße Aus­nah­me — den­ke ich, dass die Ver­brei­tung von Do­ping­mit­teln ge­rin­ger ist.

Für mich ha­ben bei­de Di­stan­zen ih­ren be­son­de­ren Reiz. Über Ma­ra­thon kam ich 2005 zum Lauf­trai­ning. Ich habe auch noch Träu­me und hal­te es für mög­lich, mich auf eine Zeit von un­ter 2:20 Stun­den zu stei­gern. Über 50km habe ich be­reits im Na­tio­nal­tri­kot Deutsch­land ver­tre­ten und er­neut für die dies­jäh­ri­ge Eu­ro­pa­meis­ter­schaft die Qua­li­fi­ka­ti­on er­reicht. Mei­ne Lei­den­schaft brennt für bei­de Di­stan­zen. Ich bin sehr dank­bar, dass ich da­mals den Weg zu den 50km ge­fun­den habe. Da die 50km oft auf ei­ner klei­ne­ren Run­de aus­ge­tra­gen wer­den, kann ich Land­schafts­läu­fe wie den Taubertal50, Renn­steig­lauf oder die Harz­que­rung emp­feh­len. Die­se Läu­fe sind zwar nicht bes­ten­lis­ten­taug­lich. Doch an­ders als bei ei­nem Städ­te­ma­ra­thon ist es für mich ein gro­ßer An­reiz “eins” mit der Na­tur zu sein, wenn ich Fluss­land­schaf­ten, Wäl­der, Hü­gel oder Tä­ler er­kun­de.

Denkt doch mal drü­ber nach, ob ein “kur­zer” Ul­tra­ma­ra­thon auch et­was für Euch sein könn­te.

Mit lei­den­schaft­li­chen Grü­ßen

Niels Bubel - Laufen, Leben, Gutes tun