Beim Run of Spirit, der am 20. Mai im Evangelischen Johannesstift zum 5. Mal veranstaltet wird, kannst Du sie spüren — die Emotionen jedes einzelnen Teilnehmers. Im Ziel wird an diesem Tag zwar auch die Zeit gestoppt. Um Leistung geht es jedoch nur ganz individuell betrachtet. Vielmehr geht es darum, etwas zu bewegen, Wille und Durchhaltevermögen zu zeigen. Wirklich wichtig ist die Zeit nicht, die man für ein, zwei, fünf oder zehn Kilometer benötigt. Jeder, der das Ziel erreicht, ist an diesem Tag ein Sieger. Ich möchte euch versuchen zu beschreiben, was ich meine und warum gerade dieser Lauf im Berliner Bezirk Spandau so besonders ist.
Im letzten Jahr habe ich den Run of Sprit, den Lauf über 10 Kilometer, gewonnen. Dafür habe ich 33:30 Minuten benötigt. Das ist flott und viel schneller als viele jemals Rennen können. Ich war an dem Tag der Schnellste. Ich war aber nicht stolz auf meine Leistung. Es war für mich nichts Besonderes. Ich wusste, dass ich so schnell sein kann. Viele haben sich viel mehr ins Zeug gelegt, das Ziel überhaupt zu erreichen. Mir wird immer wieder bewusst, dass andere gar nicht in der Lage sind, so schnell zu rennen, auch wenn sie viel Zeit fürs Training aufbringen würden. Krankheiten, Verletzungen und andere individuelle Lebenssituationen können ein Leben auf den Kopf stellen und vieles ändern. Beim Run of Spirit zählt deshalb gerade die persönliche Leistung, den eigenen Voraussetzungen und Ansprüchen entsprechend, und die Euphorie, die man dabei verspürt. Mir ist es wichtig, gemeinsam mit anderen Spaß beim Laufen zu haben, denn die Freude an der Bewegung verbindet. Das ist die Idee des Run of Spirit. Und dazu gehören auch alle Menschen mit Handicaps. Ich kann meine Leistung einfach nicht mit der von Henry Wanyoike aus Kenia, von Liav Solomovich aus Isreal, Marcin Grabiński aus Polen oder Lothar Bänsch aus dem Evangelischen Johannesstift vergleichen. Jeder von uns ist ein sehr aktiver Mensch, dem das Laufen sehr wichtig ist. Das haben wir fünf gemeinsam. Jeder von uns hat sein eigenes Schicksal auf seinem Lebensweg gemeistert. Auch das verbindet uns. Aber jeder steht an einem anderen Punkt ihm Leben. Jeder von uns benötigt Unterstützung, um überhaupt Laufen zu können. Es macht also gar keinen Sinn die benötigte Zeit gegeneinander aufzuwiegen. Beim Run of Spirit können wir gemeinsam einen Lauf absolvieren und unabhängig von unserem jeweiligen Handicap Spaß am Laufen haben. Ohne Brille könnte ich nicht so schnell sein, wie ich es bin. Henry, Liav und Marcin haben ihr Augenlicht vollständig verloren und benötigen einen Guide an ihrer Seite. Lothar hat mit den Folgen eines Schlaganfalls zu kämpfen und benötigt eine Beinschiene. Andere benötigen einen Rollstuhl, um Sport zu treiben. Rennen zu können ist also nicht für jeden eine Selbstverständlichkeit.
Am Pfingstmontag werde ich Gott danken, dass ich lebe und dafür, dass ich gesund bin und Spaß am Laufen haben kann und dass wir unabhängig unserer Religion, unserer Muttersprache und unserer körperlichen Kraft ein gemeinschaftliches Lauffest feiern dürfen.
Selbst aktiv zu sein, andere zu motivieren und gleichzeitig gemeinsam etwas Gutes zu tun: das steht bei diesem besonderen Laufevent am Pfingstmontag, bei dem gerade auch Menschen mit Handicaps im Rollstuhl oder anderen Hilfsmitteln zum Mitmachen eingeladen sind, im Mittelpunkt. Henry Wanyoike, der erfolgreichste blinde Langstreckenläufer bei den Paralympics, wird erneut gemeinsam mit seinem Guide Joseph Kibunja als Ehrengast am Run of Spirit teilnehmen. Dieses Jahr wird für sein Waisenhaus, das House of Hope genannt wird, Geld für eine Küche gesammelt. Damit werden in Zukunft die Kinder hoffentlich immer ausreichend Essen erhalten, das sie zum Wachstum benötigen. Ich lade alle herzlich dazu ein, beim Run of Spirit dabei zu sein. Erlebt die Inspiration dieses Laufes und motiviert euch zu sportlicher Aktivität.
Zum Artikel: Henry Wanyoike sieht mit dem Herzen
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