Die Schuhwahl fiel nach einem lockeren Lauf am Mittag klar auf meine Allrounder-Spikes von Brooks, um bei 15 cm Neuschnee nicht ins Rutschen zu geraten. Während der 30 km langen Reise zum Olympiastützpunkt Potsdam wurde ich ein zweites Mal an diesem Tag enttäuscht: alle Laufpartner, die ihr Kommen angekündigt hatten, standen aus verschiedenen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Sollten -5 Grad und ein bisschen Schnee alle abschrecken oder wollten sie in Ruhe ihre Süßigkeiten in ihren Stiefeln verspeisen? Das war mir gleich. Ich wollte nur eines: schnell laufen und das zum ersten Mal mit meiner neuen X-Kross auf der Nase.
Im letzten Moment war das Glück auf meiner Seite: Stefan Hubert vom PLC, der schon mehrmals im Marathon unter 2:30 Stunden geblieben ist, war ebenfalls auf der Suche nach einem Partner. Zwei Marathonis in einem Team. Besser ging es nicht. Fast hätte ich den Start verpasst, da die Suche so viel Zeit gekostet hatte, dass ich beim Startschuss noch in der Kabine beim Schuh zuschnüren war.
Auf Stefan war Verlass. Nachdem er 400m vorgelegt hatte, war ich gerade rechtzeitig im Wechselbereich. Ich übernahm und drückte voller Adrenalin sofort auf das Tempo. So richtig schnell war das noch nicht, da ich noch gar nicht richtig auf Betriebstemperatur war. Ich war erstaunt, welches Tempo die anderen angingen. Zurückhalten wollte ich mich aber auch nicht und der Abstand zu Stefan Hendtke, der dann auf Hagen Brosius übergab, sollte überschaubar bleiben. Ich schob mich also auf Platz zwei vor, wobei einige der anderen Paare nur für die 30 Minuten-Wertung gemeldet hatten. Die erste Runde war geschafft. Was für ein Gefühl. ich hatte das Rennen nicht verlernt. Auf den nächsten Runden wollte ich es wissen, auch wenn ich wusste, dass ich mir die Kraft gut einteilen sollte. Der erste Teil lief flüssig, doch plötzlich hing mir Hagen an meinen Fersen. Wie konnte das sein? In den ersten 20 Minuten mussten sie geflogen sein. Kampflos wollte ich ihn nicht vorbeilassen. Ich zog durch und konnte den Schritt gut halten. Es gelang mir, Hagen hinter mir zu halten. Auch Stefan Hubert konnte die Überrundung verhindern. Das motivierte und wir konnten anschließend Runde für Runde wieder Boden gut machen. Das Tempo konnte ich zwar halten, aber nach 45 Minuten hatte ich ein wenig mit dem Magen zu kämpfen, der das Tempo nicht gewöhnt war. Das Ziel Dank der extra belüfteten X-Kross Sportbrille ohne Beschlagen immer vor Augen und die Weihnachtsmusik in den Ohren zu haben, lenkte ab und ich konnte mich ja wohl über ein wenig Grummeln des Magens nicht beschweren. Zeitweise kamen Stefan und ich wieder bis auf 200 Meter an Hagen und Stefan Hendtke heran. Dabei sollte es dann aber auch bleiben und zum Ende passierte nicht mehr viel. Zu zweit kamen wir auf 52,5 Runden, was 21,0 km entspricht und ein Schnitt eine Zeit von 68,5 Sekunden pro Runde bedeutet. Das Last-Minute-Team erreichte einen ausgezeichneten zweiten Platz.
Ich danke Stefan Hubert für seinen grandiosen Einsatz, Stefan Hendtke und Hagen für das spannende Duell und allen Menschen, die dieses Laufspektakel für 130 Teams möglich gemacht haben. Mein Dank gilt auch allen Mitläufern, denn alleine zu Laufen ist nur halb so spannend. Gleichzeitig möchte ich für die eine oder andere Kollision in der chaotischen Wechselzone um Entschuldigung bitten. Alles zusammen ergab ein tolles Lauferlebnis. Der Frust der leeren Schuhe am Morgen war spätestens dann vergessen, als es die Trophäe in Form eines Schokoladennikolaus gab.