Nach meinem Abstecher nach Posen zum dortigen 3. Run of Spirit führte mich mein Weg wie bereits vor drei Wochen ins Wuhletal nach Berlin-Marzahn. Ich entschied mich mit meinem Trainer Volkmar Scholz ganz spontan dazu, zu testen, auf welchem Niveau ich mich nach den ersten Trainingwochen Richtung Marathon-DM in München befinde. Haben die Reize der Einheiten angeschlagen? Da kam uns das 10km-Rennen durch die Gärten der Welt und über das zukünftige Gelände der Internationalen Gartenausstellung Berlin 2017 (IGA) gerade Recht.
Der Start in Mitten der Gärten der Welt fiel bei sommerlichen 26 Grad in der Mittaghitze um 11:30 Uhr. Vor dem Startschuss nutzte ich einen der vielen Schattenplätze in dem sehr schön angelegten Parkgelände. Auf das übliche Einlaufen verzichtete ich bei den Temperaturen weitesgehend. Lockere Steigerungen über 50 Meter sollten genügen. Ich bemühte mich viel eher den Körper mit genügend Wasser von außen und innen zu versorgen. Das Rennen ging ich selbstbewusst und locker, aber flott an. Der Plan war — trotz der Hitze — ein schnelles Tempo vorzulegen und zu sehen, welche Zeit auf der Strecke für mich an diesem Tag möglich war. Den ersten Kilometer hatte ich mit einigen Kurven mit 180° über einen Parkplatz in 3 Minuten und 8 Sekunden absolviert. “Perfekt!”, dachte ich, “wenn das so weitergeht.” Und es ging. Die interessante Runde um den Wuhleteich herum und an der Wuhle entlang ließ das hohe Tempo fast in den Hintergrund rücken. Es ging über zwei enge Holzstege, die bei rund 20km/h eine echte Herausforderung darstellten, weil in Kombination jeweils eine enge Kurve zu meistern war. Dann ging es auf bzw. um den Kienberg herum. Ich hielt mich etwas zurück. Bergab mit dicken Beinen zu laufen macht meistens nämlich eher weniger Sinn. Dennoch gab ich soviel Druck, dass der Kilometerabschnitt nach 3:12 Minuten am höchsten Punkt beendet war. Nun konnte ich es zurück zum Gärten der Welt bergab einfach laufen lassen und den Schwung mitnehmen. Am Parkeingang wurde ich von meiner “eigenen Fankurve” angefeuert und mit einer Wasserflasche versorgt. Es freut mich immer sehr, dass meine Familie mit mir mitfiebert. Gerade wenn ich alleine an der Spitze laufen, gibt mir das den nötigen Schub. Kurz danach überlief ich die 5-Kilometer-Marke. Ich schielte auf meine Uhr: 15:25. “Wow”, dachte ich, “das ist ja meine Bestzeit über 5000m.” Anstatt mir eine Bestzeit auszurechnen war ich damit beschäftigt, mich mit Wasserbechern abzukühlen. Ich war gespannt, ob es mir gelingen würde, dass Tempo auf der zweiten Runde zu halten. Zunächst lief auf alles nach Plan. “Meine Fankurve” machte einen perfekten Job und ich flog dahin. Erst bei Kilometer sieben machte sich bei mir die Hitze bemerkbar. Ein angenehmes Lüftchen kompensierte das aber sehr gut. An eine Sache hatte ich aber nicht gedacht: die letzten drei Kilometer musste ich zahlreiche Läuferinnen und Läufer überholen, die es bei der Wärme etwas ruhiger angingen. Zunächst gelang es dem Führungsradfahrer sehr gut, für mich einen Weg zu bahnen. Dann wurde das Feld aber immer dichter und der Weg dazu schmaler. Als sein Rufen von einer Teilnehmerin mit Musik im Ohr nicht gehört wurde, staute es sich. Ich nahm den Umweg durch das hohe Gras und ließ den Radfahrer hinter mir. Nun musste ich selber rufen und im Zick-Zack-Kurs eines Hasens versuchen voranzukommen. Netter Weise wurde mein Kommen per Rufkette nach vorne gegeben. Der Radfahrer zog wieder an mir vorbei. Doch es ereilte ihn das selbe Schicksal wie mir. Er musste mit seinem Rennrad durch das Gras. Fast hätte ich vergessen, dass ich mich bereits auf dem letzten Kilometer befand. An einen Endspurt war leider nicht zu denken. Erst als ich auf den breiten Weg im Gärten der Welt einbog, entspannte sich die Situation. Mein Schritt wurde nun länger und ich beschleunigte Schritt für Schritt. Wieder überraschte ich mich freudiger Art: ich hatte noch Kraft in den Beinen und auch meine Atmung war nicht am Anschlag. 250 Meter vor dem Ziel überquerte ich die 10-Kilometer-Marke mit offizieller Zeitmessung. Trotz der Überholvorgänge war ich unter meiner Bestzeit aus dem März um 6 Sekunden geblieben. Für die zweite Runde hatte ich 15:43 Minuten benötigt und kam damit auf insgesamt 31:08 Minuten. Das sollte ich aber erst später erfahren. Auf den Metern bis ins Ziel überraschte mich mein Trainer, der meinen Zieleinlauf nicht verpassen wollte, obwohl er noch wenige Minuten vor meinem Start andere Athleten beim Berlin-Cup-Lauf in Lichtenrade betreute hatte. Mit einem erfreuten Herzen bog ich auf die Zielgerade ein. Ich freute mich über das Klatschen der Zuschauer. Nach 31:53 Minuten lief ich durch das Zielband, das vom Bezirksbürgermeister von Marzahn-Hellersdorf, Stefan Komoß, gehalten wurde.
Bis auf die letzten 1000 Meter war es ein super Lauf. Den Hitze-Test habe ich sehr erfolgreich bestanden. Erst nach über fünf Minuten kam der Zweite Daniel Naumann ins Ziel. Der Sommer kann also kommen. Vor der Hitze brauche ich mich nicht fürchten. Die tolle Stimmung vom Mazda-IGA-Lauf nehme ich gerne mit und sehe meinem weiteren Training gelassen entgegen. Ich freue mich auf die nächsten Wettkämpfe. Mein nächster Motivationsschub ist der Run of Spirit, den mein Trainer gemeinsam mit dem Evangelischen Johannesstift organisiert. Ich würde mich sehr darüber freuen, möglichst viele Bekannte Gesichter dort zu treffen und lade alle herzlich dazu ein an diesem besonderen Laufevent für Menschen mit und ohne Handicaps teilzunehmen. Es wird ein tolles Rahmenprogramm vor allem für Kinder geben. Es werden Strecken zwischen 400 Meter für die Jüngsten bis zu 10 Kilometer für die Erfahrenen Angeboten. Es gibt auch die Möglichkeit als Teamstaffel an den Start zu gehen. Auch Henry Wanyoike, der blinde Paralympicsieger und Weltrekordler aus Kenia, wird wieder gemeinsam mit seinem Guide Joseph Kibunja neben anderen internationalen Gästen nach Berlin-Spandau kommen!