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Mein ers­ter Wett­kampf in die­sem Jahr war ein un­ge­wöhn­li­cher — vor al­lem in Be­zug auf die Dau­er. In Müns­ter bin ich zum ers­ten Mal im Tri­kot des LG Nord Ber­lin Ul­tra­teams und zum ers­ten Mal bei ei­ner Deut­schen Meis­ter­schaft im 6-Stun­den-Lauf ge­star­tet. Dies war auch mei­ne Pre­mie­re bei ei­nem Stun­den­lauf über­haupt — wenn man von ei­nem Staf­fel­wett­be­werb ab­sieht.

War­um habe ich mich für die­sen un­ge­wöhn­li­chen Wett­kampf ent­schie­den? Ich woll­te ers­tens mit dem Ul­tra­team der LG Nord Ber­lin ge­mein­sam mei­nen ers­ten Wett­kampf des Jah­res be­strei­ten. Zwei­tens pass­te der 6-Stun­den­lauf zu mei­nem Grund­la­gen­trai­ning. Nach ei­ner lauf­ar­men Zeit von Mit­te No­vem­ber bis Mit­te Ja­nu­ar, in der mein Stu­di­en­ab­schluss obers­te Prio­ri­tät hat­te, habe ich erst im Fe­bru­ar mit dem ziel­ge­rich­te­ten Lauf­trai­ning be­gon­nen.

Vor die­sem Hin­ter­grund war es nicht mein Ziel, in Müns­ter eine in­ter­na­tio­na­le Spit­zen­leis­tung von 80km und mehr zu er­brin­gen. Ich woll­te hin­ge­gen mög­lichst lan­ge mit dem 24-Stun­den­lauf-Spe­zia­lis­ten und Spar­t­ath­lon-Ge­win­ner von 2012 Ste­fan “Stu” Thoms zu­sam­men lau­fen. Und das hat auch sehr gut ge­klappt. Sei­te an Sei­te ab­sol­vier­ten wir Run­de um Run­de auf dem Par­cour über den Stand­ort­übungs­platz der Bun­des­wehr. Bei op­ti­ma­len Wet­ter­be­din­gun­gen muss­te ich mich zu Be­ginn sehr brem­sen. Und da­bei half mir Stu un­ge­mein. Wir hat­ten auf den ers­ten Run­den eine Pace von 4:50 bis 5:00 min/km. Da­nach wur­den wir ganz kon­trol­liert schnel­ler. Nach ca. der Hälf­te der Zeit über­nahm im­mer ei­ner von uns die F‎ührungsarbeit, wäh­rend der an­de­re bloß fol­gen muss­te. Je­weils nach ei­ner Run­de von gut 5km wech­sel­ten wir uns ab. Das schweiß­te uns zu­sam­men. Für mich war es ein ganz be­son­de­res Ge­fühl, denn noch nie war ich so lan­ge am Stück zu­sam­men mit je­mand ge­mein­sam in ei­nem Wett­kampf un­ter­wegs ge­we­sen.

Nach 4,5 Stun­den merk­te ich dann, wie mei­ne Bei­ne et­was müde wur­den. Ich ver­such­te sie ab und zu et­was aus­zu­schüt­teln. ‎Viel­leicht ge­ra­de weil das Tem­po nicht so hoch war, wur­den sie et­was steif und schwer­fäl­lig. Das war aber zu er­war­ten und mach­te mir kei­ne Sor­gen. Den­noch war ich mir nicht ganz si­cher, ob ich mit Stu die gan­zen 6-Stun­den durch­hal­ten wür­de kön­nen. Er war viel bes­ser trai­niert. Ich hin­ge­gen war im Trai­ning nicht viel und auch nicht wei­te Stre­cken ge­lau­fen.

Doch mei­ne Aus­dau­er hat­te mich nicht ver­las­sen. Auch wenn ich vor al­lem vom Kopf in der letz­ten Stun­de kämp­fen muss­te, konn­te ich die kom­plet­ten 6 Stun­den durch­lau­fen und auch zu­letzt un­ge­fähr ei­nen Schnitt von fast 4:30 min/km hal­ten. Am Ende kam ich auf et­was mehr als 74km. Das reich­te zu Platz 11 in der Ein­zel­wer­tung. Alle vor mir Lie­gen­den hat­ten mehr Er­fah­rung als ich — zu­min­dest wa­ren sie alle äl­ter.

Am meis­ten freu­te ich mich an die­sem Tag al­ler­dings über ‎die Gold­me­dail­le mit dem Team der LG Nord Ber­lin! Die Mann­schafts­leis­tung er­gab sich aus der Ad­di­ti­on der bes­ten drei Leis­tun­gen ei­nes Ver­eins – ge­trennt nach Ge­schlech­tern. Ben­ja­min Bra­de (80 km), En­ri­co Wiess­ner (79 km) und ich ka­men ge­mein­sam auf 233,766 Ki­lo­me­ter. So­mit hat­ten wir ei­nen Vor­sprung von 17km auf den SV Schwin­degg.

Be­son­ders be­mer­kens­wert ist al­ler­dings noch et­was an­de­res. Nele Al­der-Bae­rens lief als ein­zi­ge Frau an die­sem Tag wei­ter als alle Män­ner und stell­te mit 85,492 km ei­nen neu­en Welt­re­kord im 6-Stun­den­lauf auf. Sie hat mei­nen höchs­ten Re­spekt und ich wün­sche ihr al­les Gute für die nächs­ten Wett­kämp­fe.

Ich dan­ke Stu für die­sen be­son­de­ren Lauf. 70km lang wa­ren wir ge­mein­sam un­ter­wegs ge­we­sen. Die letz­te Run­de, in der ich noch 4km lief, be­gann Stu dann aber nicht mehr. Über die ge­sam­te Di­stanz konn­te ich von sei­ner Er­fah­rung pro­fi­tie­ren. Es war also ein sehr lehr­rei­cher Lauf in je­der Hin­sicht. Nun freue ich mich auf wei­te­re tol­le Lauf­erleb­nis­se mit dem Ul­tra­team der LG Nord Ber­lin. Der nächs­te Lauf wird aber wahr­schein­lich erst ein­mal wie­der kür­zer sein.