Schon alleine der blaue Himmel machte Lust aufs Laufen. Keine Wolke war zu sehen. Um 6:30 Uhr waren die Temperaturen noch angenehm frisch. Ich wollte meinen Kreislauf in Schwung bringen und meinen Beinen sagen: “Heute müsst ihr Gas geben!” Ich packte meine Laufsachen zusammen und dann ging es ab zum Wannsee. In Heckeshorn am Löwen hatte Bernd Hübner mit dem Laufteam des PSB 24 alles für die Läufer der Hauptstadt, der Umgebung aber auch aus der Ferne perfekt vorbereitet. Wenige Meter vom Havelufer entfernt hatten sich 700 Läuferinnen und Läufer im Schatten der Lindenbäume aufgestellt. Mit dabei waren neben Daniel Naumann und Maximilian Meißner auch Marc Schulze, der aus Dresden angereist war. Nach dem Halbmarathon an der Elbe, sollte es zu einer Neuauflage des Laufduells zwischen uns kommen. Ich freute mich, neben den erfahrenen Langstrecklern Sven Kersten und Olaf Haller an der Startlinie zu stehen, die mir motivierende Worte mit auf den Weg gaben. So ging ich zuversichtlich ins Rennen, auch wenn ich wusste, dass der heutige Sieger richtig schnelle Beine haben muss. Zwar traute ich mir einiges zu und hatte zuletzt bei meinem Sponsor Sports-Block.com im Allgäu einen guten Rhythmus gefunden, doch als der Startschuss gefallen war und wir Seite an Seite auf den Uferweg in Richtung Glienicker Brücke eingebogen waren, hatte ich zuerst den Eindruck, dass Marc richtig Druck machen würde. Zumindest waren wir nach dem ersten Kilometer schon dem Feld einige Meter voraus. Der erwartet Zweikampf hatte im freundschaftlichen Sinne begonnen. Ich wollte mich nicht verstecken. Gemeinsam wühlten wir uns durch den Sand im Bereich der Badestelle gegenüber der Pfaueninsel und zogen uns mit kraftvollen Schritten die nächste Anhöhe hinauf. Ich konnte schlecht einschätzen wie schnell wir waren. Es fühlte sich flott, aber nicht richtig schnell an. Ich entschied mich noch vor dem Passieren des dritten Kilometers dazu, das Tempo anzuziehen. Mein Ziel war ein schneller Lauf. Eine Standortbestimmung nach vielen Kilometern in der Marathon-Vorbereitung ohne Tempotraining auf der Bahn. Ich fand sofort einen schnellen Schritt und merkte, dass ich mich auf meine Beine verlassen kann. Ich fühlte mich voller Kraft und stürmte an der Pfaueninsel vorbei. Ich schielte in der Kurve ein wenig zurück. Marc hatte mich ziehen lassen. Ab nun war ich alleine. Ich genoss die zu diesem Zeitpunkt noch relativ frische Sommerluft. Es wehte ein angenehmer Wind von der breiten Havel ins Gesicht. Die nächsten Kilometermarkierungen flogen an mir vorbei. Ich war ganz in meinem Element. Der Körper wusste, was er zu tun hatte. Kurz vor der Glienicker Brücke musste ich dann leider abbremsen. Der Grund: die Wendemarke. Der Sand auf dem asphaltierten Radweg machte die 180°-Wende zu einem Balance-Akt. In einem großen Bogen kreisend fand ich wieder Halt und machte mich auf den Rückweg. Nun hatte ich das Vergnügen, dass mich sehr viele der entgegenkommenden Läufer anfeuerten. Das machte gute Laune und so gelang es mir das Tempo hochzuhalten und trotzdem den Spaß nicht zu verlieren. Den Zieleinlauf konnte ich mit einem Sieges-Lächeln im Gesicht genießen. Ich freute mich sehr, dass an diesem Tag alles zusammengepasst hatte. Es ist mir eine große Ehre, diesen geschichtsträchtigen Lauf gewonnen zu haben und ich werde im kommenden Jahr beim Jubiläumslauf mit der 25. Veranstaltung sehr gerne versuchen, den Sieg zu verteidigen.
Der Bär steht nun auf meinem Schreibtisch und motiviert mich auf unheimliche Weise. Er flüstert mir die ganze Zeit — erst leise, dann immer lauter — zu: “Los Niels, rein in die Laufschuhe, raus vor die Tür und los gehts — das nächste Lauf-Abenteuer wartet schon auf Dich!” Und so werde ich nun in meine Trainingssachen schlüpfen und das tun, was mir am meisten Spaß macht: Laufen.
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