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Niels Bubel - Bärenjagd beim Havellauf
5 Jah­re nach mei­nem De­büt beim Ha­vel­lauf fuhr ich zum zwei­ten Mal an den Gro­ßen Wann­see raus, um an der 24. Aus­tra­gung der Tra­di­ti­ons­ver­an­stal­tung un­ter der Lei­tung von Bernd Hüb­ner, dem Ber­li­ner Ma­ra­thon-Ur­ge­stein, teil­zu­neh­men. 2008 war es noch ein zag­haf­tes Be­schnup­pern (6. Platz; 47:41 Mi­nu­ten) mit der Lauf­sze­ne. In der Zwi­schen­zeit habe ich viel ge­lernt und ein gro­ßes Kämp­fer­herz kam zum Vor­schein. Nun hal­te ich eine ganz be­son­de­re Sie­ger­tro­phäe in mei­nen Hän­den. Der Lohn für mei­ne Ge­duld und den Fleiß im Trai­ning. Ein nied­li­cher Ber­li­ner Bär schaut mich an und ju­belt mir mit hoch­ge­ris­se­nen Ar­men zu.

Schon al­lei­ne der blaue Him­mel mach­te Lust aufs Lau­fen. Kei­ne Wol­ke war zu se­hen. Um 6:30 Uhr wa­ren die Tem­pe­ra­tu­ren noch an­ge­nehm frisch. Ich woll­te mei­nen Kreis­lauf in Schwung brin­gen und mei­nen Bei­nen sa­gen: “Heu­te müsst ihr Gas ge­ben!” Ich pack­te mei­ne Lauf­sa­chen zu­sam­men und dann ging es ab zum Wann­see. In He­ckes­horn am Lö­wen hat­te Bernd Hüb­ner mit dem Lauf­team des PSB 24 al­les für die Läu­fer der Haupt­stadt, der Um­ge­bung aber auch aus der Fer­ne per­fekt vor­be­rei­tet. We­ni­ge Me­ter vom Ha­vel­ufer ent­fernt hat­ten sich 700 Läu­fe­rin­nen und Läu­fer im Schat­ten der Lin­den­bäu­me auf­ge­stellt. Mit da­bei wa­ren ne­ben Da­ni­el Nau­mann und Ma­xi­mi­li­an Meiß­ner auch Marc Schul­ze, der aus Dres­den an­ge­reist war. Nach dem Halb­ma­ra­thon an der Elbe, soll­te es zu ei­ner Neu­auf­la­ge des Lauf­du­ells zwi­schen uns kom­men. Ich freu­te mich, ne­ben den er­fah­re­nen Lang­streck­lern Sven Kers­ten und Olaf Hal­ler an der Start­li­nie zu ste­hen, die mir mo­ti­vie­ren­de Wor­te mit auf den Weg ga­ben. So ging ich zu­ver­sicht­lich ins Ren­nen, auch wenn ich wuss­te, dass der heu­ti­ge Sie­ger rich­tig schnel­le Bei­ne ha­ben muss. Zwar trau­te ich mir ei­ni­ges zu und hat­te zu­letzt bei mei­nem Spon­sor Sports-Block.com im All­gäu ei­nen gu­ten Rhyth­mus ge­fun­den, doch als der Start­schuss ge­fal­len war und wir Sei­te an Sei­te auf den Ufer­weg in Rich­tung Glie­ni­cker Brü­cke ein­ge­bo­gen wa­ren, hat­te ich zu­erst den Ein­druck, dass Marc rich­tig Druck ma­chen wür­de. Zu­min­dest wa­ren wir nach dem ers­ten Ki­lo­me­ter schon dem Feld ei­ni­ge Me­ter vor­aus. Der er­war­tet Zwei­kampf hat­te im freund­schaft­li­chen Sin­ne be­gon­nen. Ich woll­te mich nicht ver­ste­cken. Ge­mein­sam wühl­ten wir uns durch den Sand im Be­reich der Ba­de­stel­le ge­gen­über der Pfau­en­in­sel und zo­gen uns mit kraft­vol­len Schrit­ten die nächs­te An­hö­he hin­auf. Ich konn­te schlecht ein­schät­zen wie schnell wir wa­ren. Es fühl­te sich flott, aber nicht rich­tig schnell an. Ich ent­schied mich noch vor dem Pas­sie­ren des drit­ten Ki­lo­me­ters dazu, das Tem­po an­zu­zie­hen. Mein Ziel war ein schnel­ler Lauf. Eine Stand­ort­be­stim­mung nach vie­len Ki­lo­me­tern in der Ma­ra­thon-Vor­be­rei­tung ohne Tem­po­trai­ning auf der Bahn. Ich fand so­fort ei­nen schnel­len Schritt und merk­te, dass ich mich auf mei­ne Bei­ne ver­las­sen kann. Ich fühl­te mich vol­ler Kraft und stürm­te an der Pfau­en­in­sel vor­bei. Ich schiel­te in der Kur­ve ein we­nig zu­rück. Marc hat­te mich zie­hen las­sen. Ab nun war ich al­lei­ne. Ich ge­noss die zu die­sem Zeit­punkt noch re­la­tiv fri­sche Som­mer­luft. Es weh­te ein an­ge­neh­mer Wind von der brei­ten Ha­vel ins Ge­sicht. Die nächs­ten Ki­lo­me­ter­mar­kie­run­gen flo­gen an mir vor­bei. Ich war ganz in mei­nem Ele­ment. Der Kör­per wuss­te, was er zu tun hat­te. Kurz vor der Glie­ni­cker Brü­cke muss­te ich dann lei­der ab­brem­sen. Der Grund: die Wen­de­mar­ke. Der Sand auf dem asphal­tier­ten Rad­weg mach­te die 180°-Wende zu ei­nem Ba­lan­ce-Akt. In ei­nem gro­ßen Bo­gen krei­send fand ich wie­der Halt und mach­te mich auf den Rück­weg. Nun hat­te ich das Ver­gnü­gen, dass mich sehr vie­le der ent­ge­gen­kom­men­den Läu­fer an­feu­er­ten. Das mach­te gute Lau­ne und so ge­lang es mir das Tem­po hoch­zu­hal­ten und trotz­dem den Spaß nicht zu ver­lie­ren. Den Ziel­ein­lauf konn­te ich mit ei­nem Sie­ges-Lä­cheln im Ge­sicht ge­nie­ßen. Ich freu­te mich sehr, dass an die­sem Tag al­les zu­sam­men­ge­passt hat­te. Es ist mir eine gro­ße Ehre, die­sen ge­schichts­träch­ti­gen Lauf ge­won­nen zu ha­ben und ich wer­de im kom­men­den Jahr beim Ju­bi­lä­ums­lauf mit der 25. Ver­an­stal­tung sehr ger­ne ver­su­chen, den Sieg zu ver­tei­di­gen.

Der Bär steht nun auf mei­nem Schreib­tisch und mo­ti­viert mich auf un­heim­li­che Wei­se. Er flüs­tert mir die gan­ze Zeit — erst lei­se, dann im­mer lau­ter — zu: “Los Niels, rein in die Lauf­schu­he, raus vor die Tür und los gehts — das nächs­te Lauf-Aben­teu­er war­tet schon auf Dich!” Und so wer­de ich nun in mei­ne Trai­nings­sa­chen schlüp­fen und das tun, was mir am meis­ten Spaß macht: Lau­fen.

Fo­tos
Er­geb­nis­se
Ar­ti­kel auf germanroadraces.de
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