Loading Content . . .

Hohenschönhauser Gartenlauf 2014 - Niels Bubel

Be­reits im letz­ten Jahr wag­te ich ei­nen Dop­pel­start am an­de­ren Ende der Stadt. Nach­dem ich mich im letz­ten Jahr aber nach ei­nem lo­cke­ren Warm­lau­fen über 5,7 Ki­lo­me­ter auf die 11 Ki­lo­me­ter lan­ge Di­stanz kon­zen­triert hat­te, woll­te ich in die­sem Jahr ur­sprüng­lich nur den Stre­cken­re­kord auf der kur­zen Di­stanz ver­bes­sern. Doch wie so oft kam al­les an­ders. Dies­mal trau­te mir mein Trai­ner Volk­mar Scholz mehr zu. Erst am Mor­gen des Lau­fes kam die An­wei­sung zum Dop­pel­start. Da­mit stieg die Er­war­tungs­hal­tung um ei­ni­ges. Ich ließ mich nicht aus der Ruhe brin­gen und dach­te zu­nächst nur an die ers­te Etap­pe.

Der Lauf­club Ron Hill und der Klein­gar­ten­ver­ein „Fal­ken­hö­he-Nord“ hat­ten wie­der tol­le Be­din­gun­gen ge­schaf­fen, so dass ich mich nach der lan­gen Rei­se nach War­ten­berg sehr will­kom­men fühl­te. Ich freu­te mich auf ei­nen flot­ten Lauf auf dem ab­wechs­lungs­rei­chen Rund­kurs durch die Gar­ten­an­la­ge. Zu­sam­men mit vie­len Ber­lin-Cup-Teil­neh­mern ging ich nach dem Start­schuss ins Ren­nen. Nach der ers­ten Kur­ve be­fand ich mich di­rekt an der Spit­ze. Die ers­te Run­de woll­te ich so schnell wie mög­lich ge­stal­ten, um ei­nen Puf­fer für die Über­run­dun­gen in der zwei­ten und drit­ten Run­de zu ha­ben. Das ge­lang mir auch sehr gut. Es war schwie­ri­ger als ich ge­dacht hät­te, das Tem­po hin­ten her­aus hoch zu hal­ten. Doch mit den mo­ti­vie­ren­den An­sa­gen von Ecky Broy und Ro­bert Wie­se an den Mi­kro­fo­nen konn­te ich ja gar nicht an­ders als schnell lau­fen. Auch vie­le Zu­schau­er feu­er­ten mich be­herzt an und die Cheer­lea­der ga­ben ihr bes­tes. Mit ei­nem or­dent­li­chen End­spurt flog ich in 17:49 Mi­nu­ten über die Ziel­li­nie und ver­bes­ser­te da­mit die Re­kord­mar­ke auf der Stre­cke von Lenn­art Spo­nar um 11 Se­kun­den. Zeit zum Durch­schnau­fen blieb aber nicht, denn der nächs­te Start­schuss soll­te in nicht ein­mal 30 Mi­nu­ten fal­len. Nun war ich zwar schon or­dent­lich warm ge­lau­fen, aber für wei­te­re sechs Run­den war das bei rund 25 Grad und Son­nen­schein schon zu viel des Gu­ten. Also ver­schwand ganz schnell, nach­dem ich noch ei­nen In­ter­view- und ei­nen Au­to­gramm­wunsch er­füll­te. In War­ten­berg wird ein zwei­fa­cher Stre­cken­re­kord­hal­ter halt mit rich­ti­ger An­er­ken­nung be­dacht. Ich war po­si­tiv über­rascht. Die Du­sche brach­te die nö­ti­ge fri­sche für den zwei­ten Teil. Für Teil zwei hat­te ich ex­tra ei­nen zwei­ten Tri­kot­s­atz mit­ge­nom­men, auf der die zwei­te Start­num­mer be­fes­tigt wur­de. Heu­te gab es halt al­les im Dop­pel­pack.

Die zwei­te Her­aus­for­de­rung an die­sem Tag schien zu­nächst deut­lich an­spruchs­vol­ler zu wer­den. Nicht nur, dass der Stre­cken­re­kord aus dem letz­ten Jahr mit fri­schen Bei­nen auf­ge­stellt wor­den war. Die­sen muss­te ich zu­nächst über­haupt ein­mal ver­tei­di­gen. Denn es war kein ge­rin­ge­rer als der Ber­li­ner Vol­ker Goi­ne­au am Start, der für sein Stu­di­um die letz­ten Jah­re in Kiel ver­bracht hat­te und ak­tu­ell das Tri­kot des ART Düs­sel­dorf trägt. So soll­te es ein Zwei­kampf zwi­schen dem Art-Schwarz und dem Lauf­part­ner-Blau wer­den. Für mei­nen Trai­ner war zwar klar, wer das Du­ell für sich ent­schei­den wür­de. Für mich je­doch nicht. Al­ler­dings hielt ich mich trotz oder viel­leicht ge­ra­de we­gen der Vor­be­las­tung für nicht chan­cen­los. Vol­ker und ich gin­gen Sei­te an Sei­te ins Ren­nen und es soll­te be­son­ders für die Zu­schau­er eine span­nen­der Wett­kampf­ver­lauf wer­den. Nach Run­de eins von sechs wa­ren wir noch gleich­auf. Wir push­ten uns ge­gen­sei­tig, hat­ten Re­spekt vor dem je­weils an­de­ren und nah­men das Ren­nen durch­aus ernst. Nach Run­de zwei hat­te sich noch nichts ge­tan. Ro­bert Wie­se und Ecky Broy be­merk­ten aber sehr wohl, dass die Span­nung dies­mal grö­ßer war und es kein Selbst­läu­fer für mich war. Dan­kens­wer­ter­wei­se und viel­leicht soll­te das den Aus­schlag ge­ben, hat­te ich die Zu­schau­er auf mei­ner Sei­te. Nach der drit­ten Run­de fiel mir nach ei­nem Blick auf die Uhr auf, dass wir noch re­la­tiv schnell un­ter­wegs wa­ren. Um ei­nen neu­en Re­kord zu er­mög­li­chen durf­ten auf der zwei­ten Hälf­te aber kei­ne Se­kun­den ver­schenkt wer­den. Also zog ich ein paar Me­ter das Tem­po an und ein Stück­chen wei­ter er­neut. Da be­merk­te ich, dass mir Vol­ker nicht di­rekt folg­te. Zwar lief er die klei­ne Lü­cke im­mer wie­der zu, aber nach wei­te­ren Wie­der­ho­lun­gen war die Lü­cke auf knapp 10 Se­kun­den ge­wach­sen. Die Chan­ce woll­te ich nut­zen und ließ in der vor­letz­ten Run­de nicht lo­cker. Das soll­te sich spä­ter aus­zah­len. Denn da­mit konn­te ich nicht nur Vol­ker auf Di­stanz hal­ten, son­dern mich auch bei der Jagd auf ei­nen neu­en Stre­cken­re­kord im Spiel hal­ten. Und so kam es dann auch. Auf der letz­ten Run­de war der Rü­cken­wind durch die Zu­schau­er so groß, dass ich gar nicht mehr lang­sam lau­fen konn­te. Auf der Ziel­ge­ra­den wuss­te ich ich be­reits, dass es rei­chen wür­de. Die Uhr tick­te und blieb für mich bei 35:22 Mi­nu­ten ste­hen. Das war eine knap­pe Kis­te. Aber ich hat­te nicht nur den Lauf mit ei­nem Vor­sprung auf Vol­ker von 52 Se­kun­den ge­won­nen, son­dern auch mei­ne Stre­cken­best­zeit um 4 Se­kun­den ge­stei­gert. Das Dop­pel­pack war voll­stän­dig. Zwei Starts, zwei Sie­ge und zwei Stre­cken­re­kor­de. Mehr ging nicht. Ich konn­te es kaum fas­sen, aber das mit dem Dop­pel­pack setz­te sich bei der lie­be­voll mo­de­rier­ten Sie­ger­eh­rung mit Ro­bert Wie­se wei­ter fort. Zwei Po­ka­le für die je­wei­li­gen Ge­samt­sie­ge, zwei für die Al­ters­klas­sen Sie­ge und tol­le Gut­schei­ne für die Stre­cken­re­kor­de, die ich in Form neu­er Lauf­schu­he für mei­ne Lauf­zu­kunft gut an­le­gen wer­de. Zu­sam­men mit ei­nem üp­pi­gen Korb mit Bio-Le­cke­rei­en mit Ho­nig, Ap­fel­saft und und und, war dann selbst die Heim­rei­se viel­leicht so­gar die schwie­rigs­te Auf­ga­be. So soll­te die Leh­re des Ta­ges sein, dass der­je­ni­ge, der schnell rennt, nicht ver­ges­sen darf, dass er auch die Ge­schen­ke nach Hau­se und in mei­nem Fall in den vier­ten Stock tra­gen muss. Doch das war mir ein Ver­gnü­gen, weil ich mich beim Er­klim­men der Trep­pe Stu­fe um Stu­fe auf ein le­cke­res Ho­nig-Brot freu­te, um wie­der Kraft für die nächs­ten Stre­cken­re­kor­de zu sam­meln.

Er­geb­nis­se über 5,7km
Er­geb­nis­se über 11km