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Neue Bestzeit beim Saisonauftakt im Britzer Garten
31:40 Mi­nu­ten lau­tet die End­zeit, die ich beim Lauf im Brit­zer Gar­ten be­nö­tig­te, um die Ziel­li­nie nach 10 Ki­lo­me­tern bei mei­nem Sai­son­auf­takt 2013 zu er­rei­chen. Hin­ter die­ser Zeit steckt wie­der eine für mich ganz be­son­de­re Ge­schich­te.

Noch zwei Wo­chen zu­vor hat­te mich eine Er­käl­tung voll er­wischt, nach­dem ich das gan­ze Wo­chen­en­de bei den Deut­schen Ju­gend-Meis­ter­schaf­ten in Hal­le für leichtathletik.TV im Ein­satz ge­we­sen war. Kei­ne Mi­nu­te woll­te ver­ge­hen, in der ich nicht Hus­ten, Schnie­fen oder Schnau­ben muss­te. Dazu schmerz­te der Hals und ich woll­te nur un­gern ak­zep­tie­ren, ein paar Tage aufs Lau­fen ver­zich­ten zu müs­sen. Drei Tage mit Ing­wer-Zi­tro­nen-Ho­nig-Tee mach­ten mich wie­der fit. Am fol­gen­den Wo­chen­en­de, wo ich in Dort­mund bei der Hal­len-DM den Live-Stream be­treu­te, wur­de ich von ei­ner spä­ten La­dung Schnee über­rascht. Statt auf der Fin­nen­bahn hin­ter dem Fuß­ball­tem­pel mei­ne Run­de zu dre­hen, spiel­te ich Schnee­pflug auf der Haupt­stra­ße. Den Wech­sel von den Ski­ern zu­rück zum Lau­fen hat­te ich mir ein­fa­cher vor­ge­stellt. Trotz mei­ner gu­ten Vor­be­rei­tung im Rie­sen­ge­bir­ge schien der Sai­son­ein­stieg am ers­ten März-Wo­chen­en­de in die Fer­ne ge­rückt zu sein.

Doch die Kraft kam schnell wie­der zu­rück und da­mit auch der Kamp­fes­wil­len. Nach ei­nem An­tes­ten auf der 400 Me­ter Bahn, war mir klar, dass die Bei­ne schnel­ler konn­ten als ich es ver­mu­tet hat­te. Nach ge­fühl­ten 20 Jah­ren kehr­te ich in den Brit­zer Gar­ten, ei­ner zu Bun­des­gar­ten­schau 1985 an­ge­leg­te Park­land­schaft, zu­rück. Dort war ich vor al­lem mit mei­ner Oma, die in der Nähe ge­wohnt hat­te, zum Spie­len, To­ben, Dra­chen­stei­gen und Ei­sen­bahn­fah­ren un­ter­wegs ge­we­sen. Ich ken­ne dort je­den Stein und Gras­halm und fühl­te mich so­fort wie­der sehr hei­misch. Pünkt­lich um 10:20 Uhr gab An­dre­as Lehm­berg den Start­schuss und über 500 Läu­fe­rin­nen und Läu­fer läu­te­ten die Ber­li­ner Lauf­sai­son ein. An der Spit­ze grup­pier­te sich so­fort eine acht­köp­fi­ge Spit­zen­grup­pe. Die ein Ki­lo­me­ter lan­ge Ein­füh­rungs­run­de ab­sol­vier­ten wir in 3:15 Mi­nu­ten. Das Tem­po emp­fand ich als sehr an­ge­nehm und es war ein tol­les Ge­fühl in der ge­schlos­se­nen Grup­pe mit­zu­schwim­men. Es folg­ten nun zwei 4,5 Ki­lo­me­ter-Schlei­fen über das ge­sam­te Park­ge­län­de. Der Wind weh­te in Böen aus west­li­cher Rich­tung und so wech­sel­ten die Läu­fer an der Spit­ze. Ne­ben den Jungs von den aus­rich­ten­den Neu­köll­ner Sport­freun­den, Chris­ti­an Kran­nich, Nico Ma­ty­sik und Marc Land­mann, be­stimm­te auch Jo­nas Eng­ler von der LG Süd das Tem­po. In ei­nem gleich­mä­ßi­gen Tem­po er­reich­ten wir die 5 Ki­lo­me­ter-Mar­ke nach 16:17 Mi­nu­ten. Zum Be­ginn der zwei­ten Run­de be­schleu­nig­te ich das Tem­po und konn­te mich von dem Feld lö­sen. Mein Ziel lau­te­te un­ter 32 Mi­nu­ten zu blei­ben und ich fühl­te mich stark ge­nug, die­se Zeit mit ei­ner deut­lich schnel­le­ren zwei­ten Hälf­te zu un­ter­bie­ten. Jo­nas Eng­ler sorg­te da­für, dass das Tem­po hoch blieb. Er war mit ge­folgt hef­te­te sich an mei­ne Fer­sen. Ohne tak­ti­sche Spiel­chen und ohne zu wis­sen wie schnell ich war zog ich mein Ding durch. Auf den letz­ten bei­den Ki­lo­me­tern ver­such­te ich noch ein­mal an­zu­zie­hen, da ich im End­spurt mei­ne Chan­cen für sehr ge­ring ein­schätz­te. Es ge­lang mir aber nicht, mich von Jo­nas zu lö­sen, der wie in der For­mel 1 in mei­nem Wind­schat­ten kleb­te und erst vor der letz­ten Kur­ve an mir vor­bei flog. Ich konn­te den Kon­takt zwar noch hal­ten, aber die Kraft reich­te mir bei nicht mehr zu ei­nem Kon­ter und so lie­fen wir im Ab­stand von 5–10 Me­tern ins Ziel ein. Mit 31:40 Mi­nu­ten ver­bes­ser­te ich mei­ne Best­zeit um 44 Se­kun­den und konn­te auf An­hieb mein ers­tes ge­steck­tes Jah­res­ziel ab­ha­cken. Mit der zwei­ten Hälf­te in 15:23 Mi­nu­ten und den letz­ten bei­den Ki­lo­me­tern in rund 6:00 Mi­nu­ten bin ich mehr als zu­frie­den. Auf Rang drei folg­te mit 43 Se­kun­den Ab­stand Chris­ti­an Kran­nich vor Jo­nas Wie­necke.

Ich ge­noss das Ge­fühl, un­er­war­te­ter Wei­se so gut in die­se Sai­son ein­ge­stie­gen zu sein und freu­te mich, mit vie­len be­kann­ten Ge­sich­tern mei­ne Glücks­ge­füh­le tei­len zu kön­nen. Be­flü­gelt wer­de ich nun mei­ne Wo­chen­ki­lo­me­ter nach oben Schrau­ben und die nächs­ten Zie­le in An­griff neh­men.

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