Mir tat alles weh. Mir war kotz übel. Ich befand mich in einem dunklen Tunnel. Doch es war kein endloser schwarzer Tunnel, in den ich früher öfter geraten war.
Diesmal war mein Kopf erfüllt von großer Euphorie, denn mir wurde bewusst, dass ich es in wenigen Augenblicken wirklich geschafft haben sollte. Es war das Marathon-Tor, in dem ich mich befand. Es führte mich ins Olympiastadion, dem Ziel entgegen. Ich wurde gejagt. Ich wollte meinen Platz nicht mehr hergeben. Die Toten Hosen spielten “Tage wie diese” und mein Kopf befahl den Beinen zu laufen. Nach fast 42 Kilometern keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Stadionrunde wollte kein Ende nehmen. Jetzt wollte ich nicht nachlassen. Ich kämpfte um jede Sekunde, denn jede Sekunde, die ich schneller im Ziel sein würde, bedeutete mehr Spendengelder für das Projekt “I run for life” der Deutschen PalliativStiftung. Dann hatte ich es wirklich geschafft.
Ich habe es geschafft, mir meinen Traum von einem schnellen und an diesem Tag fast perfekten Marathon-Rennen zu erfüllen. In 2 Stunden 26 Minuten und 42 Sekunden erreichte ich die Ziellinie im Münchner Olympiastadion, blieb damit unter meinem Ziel — der 2:30 Stunden-Marke — und schob mich in einem harten Ausscheidungsrennen mit viel Risiko und einem hohen Anfangstempo bis auf Platz 10 vor.
Innerhalb von 6 Jahren verbesserte ich mich von Platz 8565 beim Berlin-Marathon in die Top 10 bei den Deutschen Meisterschaften. In meinem zweiten Marathon — ohne eine Pacemaker-Aufgabe oder einem Höhenunterschied von über 1000 Metern wie beim Brocken-Marathon — konnte ich mich um rund 82 Minuten steigern.
Vor Erschöpfung auf dem Boden liegend überkamen mich die Emotionen und ich weinte Freudentränen. Meine Freude war grenzenlos.
Ich danke allen, die an mich geglaubt haben. Denjenigen, die mich unterstützt haben. Brooks für die Wettkampfausrüstung, die mich zu dieser tollen Zeit gepusht hat und allen Spendern, die gemeinsam mit mir und I-RUN-FOR-LIFE etwas bewegt und mit ihrem Beitrag Gutes für andere Menschen getan haben.
Nun bin ich gespannt wie mein Marathon-Traum weitergehen wird. Ich werde mein Motto “Leidenschaft ist immer siegreich” weiter beherzigen.