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Triathlet Norman Fenske (2. Platz 10km) und Niels Bubel (1. Platz 20km)
Seit den frü­hen Mor­gen­stun­den schnei­te es er­neut. Schnell wa­ren alle Stra­ßen be­deckt. Ganz Ber­lin wur­de vom wei­ßen Glanz ver­zau­bert. Dazu weh­te ein ei­si­ger Wind. Rund 450 Lauf­ver­rück­te mach­ten sich bei die­sen Be­din­gun­gen am 2. Ad­vent auf den Weg in den Plän­ter­wald im Be­zirk Trep­tow. Dort hat­te das ABC Zen­trum zum 72. Plän­ter­wald­lauf ge­la­den, der seit 1977 zwei­mal im Jahr ver­an­stal­tet wird, und um kurz nach 10 Uhr fiel der Start­schuss.

Un­ter die zahl­rei­chen Hob­by­läu­fer, die ih­ren Lauf ge­müt­lich an­gin­gen, hat­ten sich ei­ni­ge Tri­ath­le­ten des Ber­li­ner Nach­wuchs ge­mischt. Sie mach­ten auf der 5 Ki­lo­me­ter-Run­de von An­fang an Druck. Das ge­fiel mir sehr gut. So konn­te ich ein we­nig mit schwim­men. Den Groß­teil der ers­ten 10 Ki­lo­me­ter lief ich zu­sam­men mit Nor­man Fens­ke (TuS Neu­kölln). Wir wech­sel­ten uns mit der Tem­po­ar­beit ab und konn­ten auf der zwei­ten Run­de den Ab­stand zum Füh­ren­den Jan Mant­hey (TuS Neu­kölln) ver­kür­zen. Die­ser ge­wann den 10 Ki­lo­me­ter-Lauf vor Nor­man. Die Zwi­schen­mar­ke über­quer­te ich nach gut 35 Mi­nu­ten. Für die zwei­te Hälf­te war ich auf mich al­lei­ne ge­stellt. Ich ver­such­te das Tem­po zu hal­ten. Die vie­len Läu­fer hat­ten den Un­ter­grund in eine Schnee­wüs­te ver­wan­delt. Ich fand nur sel­ten fes­ten Halt und so­mit war das Vor­an­kom­men be­schwer­lich. So muss­te ich ein­fach Hin­neh­men, dass die Zeit für mich an die­sem Tag zweit­ran­gig blei­ben soll­te. Mit ei­nem Kom­pro­miss aus Lo­cker­heit und An­span­nung lief ich dem Ziel ent­ge­gen und war froh, da­bei die neu­en Win­ter-Schei­ben auf mei­ner X-Kross-Bril­le zu ha­ben, die mich vor dem Ge­gen­wind am Spree­ufer schütz­ten. Nach 1:10:49 Stun­den war es dann ge­schafft.

Für mei­nen Sieg des Haupt­lau­fes über 20 Ki­lo­me­ter wur­de mir bei der Sie­ger­eh­rung der Fol­ker-Lo­renz-Eh­ren­po­kal über­reicht. Als Wan­der­po­kal wer­den dort alle Sie­ger ein­gra­viert. Der­je­ni­ge, der den Lauf drei­mal in Fol­ge für sich ent­schei­den kann, darf ihn für im­mer be­hal­ten.

Aber wer war die­ser Fol­ker Lo­renz ei­gent­lich?

Fol­ker Lo­renz (24.02.1939 — 06.05.2009) war als Rad­sport­ler und Läu­fer sport­lich ak­tiv. Er hat­te eine Best­zeit im Ma­ra­thon von 2:18:45, die er ohne eine För­de­rung wie an­de­re Spot­ler aus der Leis­tungs­sport-Eli­te er­ziel­te. Dazu war er Or­ga­ni­sa­tor von vie­len Lauf­ver­an­stal­tun­gen.

Wolf­gang Wei­sing schrieb 1991 in der Lauf­zeit über ihn, dass “sein bis heu­te un­ver­wech­sel­ba­rer Lauf­stil wohl we­nig von sei­nem Leis­tungs­ver­mö­gen ver­riet. Wie so oft in die­ser Sport­art — man er­in­ne­re sich an den le­gen­dä­ren Emil Zat­o­pek, der al­les an­de­re als ein Lauf­äs­thet war. Was von Fol­ker an­fangs nur als ef­fek­ti­ve­re Al­ter­na­ti­ve zum Rad­sport ge­dacht war, no­tier­te ihn bald vorn in den Bes­ten­lis­ten von da­mals. ‘Ich woll­te fit blei­ben, und eine Stun­de Lau­fen schien mir dazu den glei­chen Ef­fekt zu ha­ben wie drei Stun­den auf dem Renn­rad’, er­zählt er. Ru­hig und zu­rück­hal­tend wie im­mer. Auch als es um sei­ne be­acht­li­chen Best­leis­tun­gen geht. ‘Ich war dann beim Lau­fen von An­fang an vorn’, er­wähnt er fast ne­ben­bei. Nach ei­nem Jahr Trai­ning zwei­ter Platz bei der Cross­meis­ter­schaft im Be­zirk Hal­le und 1965 Be­zirks­sie­ger über 10 000 m auf der Bahn (un­ter 32 min) vor den Cracks des SC Che­mie Hal­le, das ließ schon auf­hor­chen in Trai­ner­krei­sen, und man staun­te hier und da über den schnel­len Un­be­kann­ten. Umso be­acht­li­cher, wenn man er­fährt, dass Fol­ker stets sein ei­ge­ner Trai­ner war und al­les auf der Me­tho­de des lan­gen aus­dau­ern­den Lau­fens be­ruh­te: ‘Ein Tem­po­bol­zer im Trai­ning war ich nie.’ Nur nach Stun­den rech­ne­te er an­fangs sein Lauf­pen­sum ab, erst spä­ter, ‘als es Mode wur­de’, zähl­te er die Ki­lo­me­ter. Viel­leicht an 130 Wo­chen­ki­lo­me­ter mö­gen durch­schnitt­lich in den ak­tivs­ten Zei­ten zu­sam­men­ge­kom­men sein. Mit et­was Stolz und Weh­mut zu­gleich er­in­nert sich Fol­ker an sein bes­tes Jahr. 1968 beim In­ter­na­tio­na­len Karl-Marx-Städ­ter-Ma­ra­thon war er als Zehn­ter in 2:18:45 h dritt­bes­ter ein­hei­mi­scher Ath­let noch vor ei­ni­gen Läu­fern der Na­tio­nal­mann­schaft. Lan­ge Zeit wur­de dies un­ter den In­si­dern als in­of­fi­zi­el­ler BSG-Re­kord ge­führt, als Re­kord au­ßer­halb der in den eta­blier­ten Sport­clubs ge­för­der­ten Leis­tungs­sport-Eli­te. Denn die Tü­ren zu ei­nem die­ser Klubs blie­ben ihm ver­schlos­sen. Schwe­rer als die sport­li­che Leis­tung wog da­mals (auch im Trai­ner­ge­spräch un­ter vier Au­gen beim TSC Ber­lin) die Tat­sa­che, Bru­der und Schwes­ter im ‘Wes­ten’ zu ha­ben und sie nicht zu ver­leug­nen. So er­hielt er nicht die Chan­ce wie an­de­re. Nur ein­mal, fast ‘aus Ver­se­hen’, er­fuhr er ‘aus der Kal­ten’ im Ur­laub von der No­mi­nie­rung für ei­nen Ma­ra­thon­lauf im un­ga­ri­schen Sze­ged, wo er dann Ach­ter wur­de. Doch das Ka­pi­tel sei­ner Leis­tun­gen als Ak­ti­ver macht ihn nicht aus, den Fol­ker Lo­renz, wie er be­kannt und bei den Lauf­sport­lern ge­schätzt ist. Die ei­ge­ne Freu­de am Lau­fen, von der er bis heu­te nichts ein­ge­büßt hat, zu­gleich als Or­ga­ni­sa­tor wei­ter­zu­ge­ben, ist sei­ne Pas­si­on. Vor al­lem im Ber­li­ner Plän­ter­wald, ei­nem der tra­di­ti­ons­reichs­ten haupt­städ­ti­schen Lauf­horts, sind die meis­ten Wett­kämp­fe bis heu­te mit sei­nem En­ga­ge­ment ver­bun­den.”

Dank des Wan­der­po­kals beim Plän­ter­wald­lauf wird Fol­ker Lo­renz wei­te­ren Ge­nera­tio­nen in Er­in­ne­rung blei­ben.

Fo­tos
Vi­deo
Er­geb­nis­lis­te der 20km
Ge­schich­te des Plän­ter­wald­laufs