Kurz vor dem Start war ich dann doch aufgeregter als erwartet. Würde ich wieder einen so guten Lauf erleben wie zuletzt in Aachen? Diesmal war ich nicht der einzige ASICS Frontrunner. Jonas Engler wollte ebenfalls die Halbmarathondistanz nach einem Höhentrainingslager als Marathon-Test absolvieren. Andrea Diethers war aus Hamburg für die einfache 10,5km-Runde angereist. Vom Start an ging ich direkt nach vorne. Ich wollte ein gleichmäßiges Tempo angehen und damit probieren eine neue Bestzeit zu erreichen. Die Bedingungen waren gut. Ich war nur alleine unterwegs und musste mich selbst um das Tempo bemühen. Vor mir fuhr ein großer BMW mit Zeitanzeige. Doch diese fiel wenig später aus. Auch Franz Feddema, der als Radbegleitung für den 1. Läufer mit mir unterwegs war, konnte das Problem nicht beheben lassen. Für mich war das aber kein Problem. Mittlerweile hatte ich schon den Heidelberger Platz hinter mir gelassen und meinen Rhythmus gefunden. Wenig später hatte ich auch schon die erste Hälfte absolviert. Kein 10,5km-Läufer war schneller gewesen und so wurde schon das Zielband gespannt. Mein Lauf fing aber gerade erst an. Auf dem Anstieg zum Fichtenberg konnte ich mir erlauben ein paar Sekunden liegen zu lassen, um dennoch auf Bestzeitkurs zu bleiben. 1:07:50 Stunden galt es zu unterbieten. Mit einem langen Schritt flog ich an der Domäne Dahlem vorbei. Am nord-westlichsten Punkt, dem Roseneck, wusste ich, dass ich es heute schaffen würde. Doch es lagen noch fünf Kilometer vor mir. Die vergingen jedoch so schnell, weil ich nun an sehr vielen anderen Läuferinnen und Läufer vorbeilief, die sich noch auf der ersten Runde befanden. Der Beifall von ihnen und von den zahlreichen Zuschauern, allen voran meiner Freundin, motivierte mich ungemein. Ich setzte zu einem langen Endspurt an. Doch auf den letzten 800 Metern wurde es noch einmal spannend. Das Läuferfeld war hier so dicht, dass ich immer wieder abbremsen und einige Zick-Zack-Hacken schlagen musste. Erst im Ziel konnte ich mir sicher sein. Ich war erleichtert und ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht. Ich hatte es geschafft: eine neue Bestzeit mit 1:07:46 Stunden, die gleichzeitig ein neuer Streckenrekord ist. Dreieinhalb Minuten später folgte auf Platz zwei Alexander Pusch, der im Trikot vom SCC lief.
Ich werde mich nun auf die Deutschen Hochschulmeisterschaften am 14. September in Fulda über 10 Kilometer konzentrieren und mich anschließend auf die Deutsche Marathon-Meisterschaft in München mit einem Trainingslager im Allgäu vorbereiten. Dabei habe ich die Gewissheit, dass ich mich gemeinsam mit meinem Trainer Volkmar auf einem guten Weg befinde, und hoffe, dass sich meine Geduld und meine Lebenseinstellung auch bald im Marathon zeigen wird.