Noch in der Nacht lief meine Waschmaschine. Auf der Heimfahrt von Witten von den Deutschen Hochschulmeisterschaften zurück nach Berlin hatte ich mich kurzfristig dazu entschieden, am nächsten Morgen in Tegel gleich erneut über 10 Kilometer zu starten. Weil es so schön war, einfach nochmal. Der positiven Energie freien Lauf lassen. Vielleicht nicht ganz so flott, aber schnell genug, um Spaß zu haben und die Beine auszuschütteln, denn das Auslaufen hatte ich zwischen Siegerehrung und Zugabfahrt am Bahnhof nicht mehr geschafft. Also brauchte ich frisch gewaschene Wettkampfkleidung. Es ist wirklich viel wert, wenn man tolerante Nachbarn hat, die einem auch den Schleudergang um Mitternacht nicht übel nehmen.
Um 10 Uhr fiel der Startschuss zum Friedegard-Liedtke-Gedächtnislauf. Wie die Teilnehmer des Volkslaufes erfuhren, war Friedegard Liedtke am 01. Januar 2013 im Alter von 96 Jahren verstorben. In Erinnerung an die Berlinerin, die sich dem VfL Tegel angeschlossen hatte, wurde ihr der alljährliche Volkslauf ihres Vereins gewidmet, der ab nun ihren Namen trägt. Friedegard Liedtke startete bei vielen internationalen Titelkämpfen als Seniorensportlerin für den Deutschen Leichtahtletik-Verband. Nachdem sie im Alter von 57 Jahren nach einer Wette überhaupt erst begonnen hatte, Sport zu treiben, weckte sie der Ehrgeiz. Sie stellte mehrere Europa- und Weltrekorde über verschiedene Distanzen in ihrer Altersklasse auf und lief den Marathon mit 71 Jahren in 4:46 Stunden.
Die erste Runde lief ich mit halber Kraft und orientierte ich mich an Holger Leidig. Mein Schritt war sehr flüssig und ich konnte die kühle Waldluft in vollen Zügen genießen. Als wir bei Kilometer 5 nach der ersten Runde in rund 17:30 Minuten durchgegangen waren, konnte ich das Kribbeln meiner Beine nicht mehr unterdrücken und beschleunigte. Angetrieben von Carsten Schlangen und seiner “legendären” Trainingsgruppe, den Haupstadtläufern, die ihr Sonntagstraining im Tegeler Forst absolvierten und mir entgegenkamen, wurde ich immer schneller und erreichte nach weiteren 15:53 Minuten für die zweite Runde das Ziel in 33:23 Minuten.
Das war ein grandioses Wochenende und ich bin allen Leuten, die mich unterstützen — allen voran meinem Trainer und meinem Osteopathen — ein weiteres Mal zu großem Dank verpflichtet. Ich bin gespannt, ob ich das nächstes Wochenende im Rahmen des Oberelbe-Marathon beim Lichtenauer Halbmarathon von Pirna nach Dresden schon wieder toppen kann. Bis dahin werde ich alles daran setzen, meinem Körper, der jetzt eine kleine Ruhepause benötigt, die nötige Regeneration zu ermöglichen.