Nach einer Laufpause wieder in Gang zu kommen ist neben dem Überstehen von Niederlagen und Verletzungen wohl einer der mühsamsten Situationen im Leben eines Läufers. Mir ist es jedoch lieber eine geplante Pause mit Geduld zu durchstehen als eine Zwangspause akzeptieren zu müssen. Wenn man dann wieder mit dem Training beginnt und auch den ersten Wettkampf in Angriff nimmt, muss man der Konkurrenz bzw. den befreundeten Läufern oftmals hinterher laufen. Nach meinem 50 Kilometer DM-Titel war ich aber in der komfortablen Lage, dass ich meinen Beinen zwar das Laufen auch erst wieder beibringen musste, aber nach einer Woche Lauftraining war ich wieder so fit, um mit dem ersten Wettkampf in der Sommersaison den ersten Schritt in Richtung München mit der Marathon-DM am 12. Oktober zu machen.
Der Wuhletallauf in Marzahn war wegen der Pause gar nicht eingeplant, doch so wie ich letztes Jahr als Botschafter für den Run of Spirit bereits unterwegs gewesen war, wollte ich auch in diesem Jahr Aufmerksamkeit für diesen emotionalen Lauf im Evangelischen Johannesstift am Pfingstmontag wecken und viele andere Läuferinnen und Läufer einladen.
Der Lauf über 12 Kilometer entlang der Wuhle gab mir neue Motivation für meinen weiteren Trainingsweg und zeigt mir, dass ich eine gute Grundlage habe, auf der sich aufbauen lässt. Zusammen mit Samalya Schäfer, der anfangs etwas voraus gelaufen war, Gerrit Wegener, Maximilian Strümpel und Holger Leidig umrundete ich den Kienberg zwischen der Parkanlage Gärten der Welt und der Wuhle. Rund 13 Minuten waren wir für die erste der drei Runden unterwegs. Ich hielt mich zurück und lief mit den anderen Seite an Seite. Holger fiel in der zweiten Runde zurück. Das Tempo wurde dabei aber nicht schneller. Erst kurz vor dem Ende der Runde juckten meine Beine so sehr, dass ich einer Tempoverschärfung nicht widerstehen konnte. Ich stürmte den Kienberg hinauf und nach dem Beenden dieser zweiten Runde in ca. 12:30 Minuten auch gleich wieder im langgestreckten Bogen hinab. Nun war ich in meinem Element und genoss das Gefühl, dem Ziel entgegen zu laufen. Angefeuert von einigen Zuschauern lief ich ein letztes Mal den Kienberg hinauf. Am Abzweig zum Ziel blickte ich auf meine Uhr. Sie zeigt rund 39 Minuten an, somit bin ich die letzte Runde in ca. 12:00 Minuten gelaufen. Ein kleiner Endspurt den Weg hinab ins Ziel sollte sich also lohnen, denn dann würde ich unter 40 Minuten bleiben. Nach meinem Sieg vor zwei Jahren an selber Stelle in 40:50 Minuten wäre das eine deutliche Steigerung. Und so kam es, dass ich nach 39:47 Minuten ins Ziel einlief. Ich war gespannt, wer mir folgen würde. Ich musste auch nicht lange warten. Knapp 40 Sekunden nach mir kam Maximilian ins Ziel. Dahinter folgten Samalya und Gerrit.
Anschließend schlüpfte ich in die Rolle des Laufbotschafters für den Run of Spirit. Wobei ich das ja eigentlich ohne Unterbrechung die ganze Zeit bin. Jedenfalls verteilte ich einen Schwung Infobroschüren zu diesem besonderen Laufevent, das ich seit 2009 unterstütze. Das zeigte mir wieder mal, wie toll es ist, mit dem Laufen Brücken zu schlagen. Nur in der Gemeinschaft ist der Einzelne stark. Nach meiner Pause habe ich mich in der Laufgemeinschaft sehr wohl gefühlt. Besonders toll empfand ich das Laufen in der Spitzengruppe mit den anderen Jungs bzw Männern. Mir persönlich hat es geholfen, den ersten Schritt zu bewältigen, denn eins ist klar: Auch ein Deutscher Meister muss nach einer Pause auch erstmal wieder von ganz vorne beginnen!