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Niels Bubel - Berlin-Brandenburgische Meisterschaften 2013 - Halbmarathon

Heu­te habe ich mich sel­ber über­rascht. Der Lauf fühl­te sich an, als wenn alle Zahn­räd­chen, die ich zu­sam­men­ge­baut hat­te, zu­sam­men­pas­sen und ein op­ti­mal funk­tio­nie­ren­des Sys­tem wür­den. Es lief ein­fach. Ich flog dem Ziel ent­ge­gen. Die Schrit­te ka­men mir leicht vor. Ich hat­te hin­ten raus ge­nug Luft, um mich noch zu stei­gern und ei­nen lan­gen End­spurt an­zu­set­zen. Die­ses Ge­fühl ken­ne ich zwar sehr gut aus dem Trai­ning. In wich­ti­gen Wett­kämp­fen habe ich mich in der Ver­gan­gen­heit aber im­mer wie­der selbst so sehr un­ter Druck ge­setzt bzw. set­zen las­sen, dass ich mich selbst eher aus­ge­bremst habe. Bei den Ber­lin-Bran­den­bur­gi­schen Halb­ma­ra­thon-Meis­ter­schaf­ten, die im Rah­men des Mer­ce­des-Benz-Halb­ma­ra­thons in Ber­lin-Rei­ni­cken­dorf aus­ge­tra­gen wur­den, konn­te ich das Ren­nen nach mei­nen Wün­schen ge­stal­ten. Das kam mir ent­ge­gen und ge­lang mir viel bes­ser, als ich ver­mu­tet hat­te, und so konn­te ich mei­ner Lei­den­schaft frei­en Lauf las­sen.

Mein Ziel vor dem Ren­nen war der ers­te Sieg bei Lan­des­meis­ter­schaf­ten in der Haupt­stadt. Ich hat­te dem Wett­kampf mit Freu­de ent­ge­gen ge­blickt. Die ab­wechs­lungs­rei­che Stre­cke zwi­schen dem Rat­haus Rei­ni­cken­dorf und der Ufer­pro­me­na­de von Te­gel, war mir be­kannt. 2009 war ich be­reits ge­star­tet. Da­mals kam ich nach 1:15:20 Stun­den ins Ziel ge­lau­fen. Seit­dem ist viel pas­siert. Aus ei­nem am­bi­tio­nier­ten Jog­ger ist ein Läu­fer ge­wor­den, der da­bei ist sei­ne Träu­me zu ver­wirk­li­chen. Mein wich­tigs­ter Be­glei­ter: Mei­ne Lei­den­schaft. Und die folg­te mir heu­te Schritt für Schritt. Nach­dem ich nach dem Pas­sie­ren des zwei­ten Ki­lo­me­ters al­lei­ne war, hät­te ich mir mehr Kon­kur­renz ge­wünscht. Es fiel mir aber nicht schwer, ein schnel­les Tem­po auf­zu­neh­men. Die­se Si­tua­ti­on kann­te ich ja von meh­re­ren Volks­läu­fen in der Vor­be­rei­tung auf mei­nen Jah­res­hö­he­punkt. Die ers­te Hälf­te kam mir heu­te lo­cker und leicht vor. Bei fast op­ti­ma­len Be­din­gun­gen ab­sol­vier­te ich die 10 Ki­lo­me­tern in ca. 32 Mi­nu­ten und 20 Se­kun­den. Ich spür­te, dass ich ge­nug Kraft und vor al­lem Lust hat­te, die zwei­te Run­de ei­nen Gang hö­her zu schal­ten. Auf mei­ne Uhr schau­te ich da­bei nicht. Die X-Kross saß nach ei­nem letz­ten Fein­tu­ning spe­zi­ell für die­ses Ren­nen bei mei­nem Bril­len­spe­zia­lis­ten Damm Bril­len per­fekt auf der Nase. Und da kam es wie­der die­ses be­son­de­re Krib­beln — die­ses Krib­beln, als ob ich am liebs­ten um die gan­ze Erde lau­fen wür­de. Dass “Lei­den­schaft im­mer sieg­reich ist” hat­te ich in der Zeit des Fuß­ball­spie­lens mit den Kreuz­bu­ben der Kreuz­kir­chen­ge­mein­de in Wil­mers­dorf ge­lernt. In­zwi­schen habe ich mich auf den Lang­stre­cken­lauf kon­zen­triert. Aber ich tra­ge die­se Lei­den­schaft wei­ter­hin in mir. Ich habe ein Team, was mich Tag für Tag un­ter­stützt und auf das ich mich ver­las­sen kann. Nun woll­te ich es wis­sen. Ich be­schleu­nig­te und woll­te auf den letz­ten 6 Ki­lo­me­tern mei­ne po­si­ti­ven Emo­tio­nen aus­kos­ten. Ich flog an den 10-Ki­lo­me­ter-Läu­fe­rin­nen und -Läu­fern vor­bei. Ein paar Halb­ma­ra­tho­nis hat­te ich auch schon ein­ge­sam­melt. Die Po­li­zei war schwer da­mit be­schäf­tigt, mir den Weg frei zu räu­men. Nach der Schne­cken­brü­cke über die S-Bahn­stre­cke wa­ren es nur noch 4 Ki­lo­me­ter. Ich rech­ne­te kurz und wuss­te, dass ich wirk­lich im Be­reich mei­ner Best­zeit aus dem April in Dres­den un­ter­wegs war. Jetzt war ich end­gül­tig heiß. Nach ei­ner Pas­sa­ge im Ge­gen­wind, ei­ner Punkt­wen­de und ei­nem Kopf­stein­pflas­ter­stück setz­te ich zum lan­gen End­spurt an. Als ich auf die Ziel­ge­ra­de ein­bog und auf die Uhr schau­te, wuss­te ich so­fort, dass es ne­ben ei­nem neu­en Stre­cken­re­kord auch zu ei­ner neu­en Best­zeit rei­chen wür­de. Die­se lau­tet nun 1 Stun­de 7 Mi­nu­ten und 50 Se­kun­den. Ne­ben dem Meis­ter­ti­tel für Ber­lin und Bran­den­burg habe ich mit dem Er­folg gleich­zei­tig auch den Sieg des Ber­li­ner Läu­fer-Cups per­fekt ge­macht.

Da­mit wer­de ich mich für drei wei­te­re Wo­chen in mein Trai­nings­la­ger nach Oberst­dorf aus Ber­lin ver­ab­schie­den. Nach die­sem Tag wer­de ich in der ak­tu­el­len Deut­schen Bes­ten­lis­te ei­nen Platz un­ter den Top 25 Läu­fern be­le­gen. Das ver­schafft mir ein we­nig Rü­cken­wind, den ich sehr ger­ne auf die nächs­te Etap­pe Rich­tung Ma­ra­thon-DM zu nut­zen weiß.

Er­geb­nis­se