Meine Mission war klar. Ich wollte meinen Titel des Deutschen Hochschulmeisters im Straßenlauf über 10 Kilometer verteidigen. Beim Wettkampf im Rahmen des Fulda Marathons war ich erfolgreich. Der Plan ging auf. Ich erfüllte die Erwartungen und gewann den Lauf deutlich mit über 30 Sekunden Vorsprung. Doch erst einige Tage später beginne ich mit etwas Abstand zu begreifen, was passiert ist.
Obwohl ich mein Ziel erreicht habe und ich ohne wenn und aber zufrieden bin, begann meine eigene Wertschätzung des Sieges und der Titelverteidigung erst mit Verzögerung. Ich frage mich: “Warum?” Weil alles so glatt gelaufen ist und es keine Überraschungen gab? Weil mir 10 Kilometer zu kurz sind? Oder weil von mir erwartet wurde, dass ich gewinne?
Sicherlich hängt es vor allem mit meinem eigenen Leistungsanspruch zusammen. Neben dem klar definierten Ziel der Titelverteidigung wollte ich mir selber beweisen, dass ich mich über 10 Kilometer weiter verbessert habe und hatte im Blick meine Bestzeit aus dem März diesen Jahres. Noch vor dem Start fiel aber der Druck zunächst etwas ab, weil zwei Läufer, die ich zu den Favoriten gezählt hatte, nicht ins Rennen gingen. Ich kannte nicht alle Meisterschaftsläufer, aber ich sah mich in der Position, das Rennen zu bestimmen. Das war für mich bei einem wichtigen Lauf, bei dem es um einen Deutschen Meistertitel geht, neu. Bislang stand ich als unerfahrener Läufer nicht im Mittelpunkt. Es genügte zu reagieren. Nun war ich aber gefragt. Ich musste das Heft in die Hand nehmen und ich entschied mich dazu, den Lauf von Beginn an möglichst schnell zu gestalten. Trotz der schwierigen Strecke durch die reizvolle Altstadt mit Kopfsteinpflaster, die über zwei längere Anstiege mit einer Höhendifferenz von jeweils ca. 35 Metern von den Fulda-Auen erreicht wurde, durch den kurvenreichen Schloßgarten und anderen Schikanen, wollte ich meine Bestzeit von 31:14 Minuten angreifen. Als ich meinen Verfolger nach vier Kilometer bereits um rund 45 Sekunden enteilt war und einen Kilometer später beim Blick auf die Zwischenzeit erkennen musste, dass die Streckenführung trotz der gebotenen Abwechslung alles andere als ideal für schnelle Zeiten ist, rückte meine eigene Zielsetzung in weite Ferne. Mit der erhofften Bestätigung für meinen Trainingsstand wurde es leider nichts. Obwohl ich an diesem Tag — abgesehen von den Schülerinnen und Schülern — als erster ins Stadion lief, mich die Zuschauer lautstark anfeuerten und ich einen Endspurt auf die Bahn legte, blieb ich noch nicht einmal unter 32 Minuten. Erst jetzt wird mir bewusst, dass die Zeit in diesem Rennen überhaupt niemanden interessiert, der erfolgreich verteidigte Titel des Hochschulmeisters mir im Gegensatz dazu aber für immer bleibt und in diesem Fall im Vordergrund steht. Ich möchte außerdem anmerken, dass beim Blick in meine Statistik-Rubrik die Zeit von 32:05 Minuten, die eine Verbesserung des Streckenrekordes ist, vor nicht allzu langer Zeit sehr wohl eine große Bestätigung gewesen wäre und sie in diesem Fall mit Blick auf die Streckenbegebenheiten höher einzustufen ist.
Inzwischen ist die Anspannung abgefallen und ich bin mir sicher, dass ich in Fulda einen weiteren wichtigen Schritt nach vorne gemacht habe. Es hat mich auch sehr gefreut, dass ich das Wochenende nicht als Einzelkämpfer unterwegs war. Seit einigen Monaten hat sich Gerrit Wegener, der in Fulda im Halbmarathon einen beachtlichen dritten Platz belegt hat, meiner Trainingsgruppe im Verein “Die Laufpartner” angeschlossen. In Fulda sind wir weiter als Team zusammengewachsen und das ist insbesondere deshalb sehr bedeutsam, weil wir auch gemeinsam bei der Marathon-DM in München an den Start gehen werden. Bis dahin bereite ich mich im Trainingslager im Allgäu vor und denke gerne an Fulda zurück. Ich habe wieder dazu gelernt und bin meiner Favoritenrolle gerecht geworden. Es war mir erneut eine große Ehre, das Trikot der Beuth Hochschule tragen zu dürfen, und ich freue mich sehr, dass mein Einsatz im leistungssportlichen Sinne in Kombination mit meinem Studium gefördert und auch beachtet wird. Allen voran danke ich in diesem Zusammenhang, und ihm möchte ich gleichzeitig diesen Meistertitel widmen, Gert Wenzel. Er hat sich als Leiter des Hochschulsports und Mentor im Bereich des Spitzensports von Anfang meines Studiums der Medieninformatik für meine Interessen eingesetzt und mir auch ohne Kaderzugehörigkeit das Gefühl der Anerkennung vermittelt. Ich danke ihm dafür, dass er dazu beigetragen hat, dass ich meinen Weg gefunden habe, indem ich mein Studium und das intensive Training verbinden kann. In beiden Bereichen habe ich wichtige Zwischenziele erreicht und komme meinen Träumen jeden Tag ein Schritt näher.
Ergebnisse
Fotos
News des Hochschulverbandes
Artikel der Fuldaer Zeitung