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Zu Be­ginn mei­ner neu­en Sai­son­vor­be­rei­tung seit dem Spät­som­mer stan­den zu­nächst Grund­la­gen­trai­ning Pro­gramm. Doch we­gen der som­mer­li­chen Tem­pe­ra­tu­ren bis in den Sep­tem­ber kon­zen­trier­te ich mich da­nach erst­mal auf mei­ne Grund­schnel­lig­keit.

Auf dem Weg zum 10km-Ren­nen, den Great10k am 14.10., soll­te ein 5km-Lauf, so dach­te ich, ein gu­ter Grad­mes­ser sein, ob ich Fort­schrit­te ge­macht hat­te. So ging ich am 23. Sep­tem­ber — eine Wo­che nach dem Ber­lin-Ma­ra­thon und dem Start in der In­fo­ra­dio-Ma­ra­thon­staf­fel — wie­der mit ei­ner Start­num­mer aus dem Haus.

Der Weg führ­te mich ‎dies­mal ins nahe Ste­glitz. An Gru­ne­wald­str. am Rat­haus Ste­glitz ver­sam­mel­ten sich die schnells­ten Ber­li­ner und Bran­den­bur­ger, die um den Ti­tel über 5km Stra­ßen­lauf spur­ten woll­ten.

Ich star­te­te di­rekt ne­ben To­bi­as Sin­ger vom LAC Olym­pia. Ich ver­mu­te­te, dass er schnell an­ge­hen wür­de. So war es auch. Ich blieb hin­ter ihm. Es ging di­rekt ei­nen An­stieg über ca. 15 Hö­hen­me­ter auf ei­nen Teil des Fich­ten­bergs ne­ben dem Bo­ta­ni­schen Gar­ten hin­auf. Ein an­de­rer Läu­fer, Mi­cha­el Schä­fer vom VfV Span­dau, schob sich nun nach vor­ne. Er mach­te Druck und setz­te sich vom Feld ab. Ich ging hin­ter­her und hol­te ihn am Schei­tel­punkt ein. Nun ging es über Kopf­stein­plas­ter die Bren­ta­no­stra­ße zum Brei­ten­bach­platz. Der ers­te km war mit 3:05min für den Stre­cken­ver­lauf ganz or­dent­lich. Ich hielt mich hin­ter Mi­cha­el. Mei­ne Bei­ne wa­ren noch lo­cker und mein Schritt gut. Das Lau­fen mach­te Spaß. Mei­ne Frau feu­er­te mich vom Stre­cken­rand an — su­per. An­de­re Zu­schau­er wa­ren nicht zu se­hen.

Am Brei­ten­bach­platz wech­sel­te end­lich der Be­lag. Der Asphalt fühl­te sich viel bes­ser an. Es roll­te sich gut dar­auf. Wir pas­sier­ten km zwei‎ nach wei­te­ren 3:01 min. Das Ren­nen lief ge­nau nach Plan. Ich ging nicht an mei­ne Gren­ze und war den­noch flott un­ter­wegs.

Mein letz­tes 5km-Ren­nen war ich 2011‎ in Cel­le ge­lau­fen bei den Nord­deut­schen Meis­ter­schaf­ten. Seit­dem steht mei­ne Best­zeit bei 15:24min. Der ers­te Platz ging da­mals in 14:53min weg – ich wur­de 9. – 10s hin­ter Frank Schau­er und Kars­ten Mei­er. Für mich da­mals eine an­de­re Welt. Aber wie­so ei­gent­lich? Wie­so setzt man sich mit Zie­len oft ge­nug auch Gren­zen — Gren­zen die gar nicht exis­tie­ren?

Heu­te hat­te ich mir kein Ziel und da­mit auch kei­ne Gren­ze ge­setzt. Mein Kör­per, mein Ge­fühl soll­te be­stim­men wie schnell das Tem­po und da­mit mei­ne Ziel­zeit sein soll­te. So freu­te ich mich über das tol­le Herbst­wet­ter. Es ging nun vom Süd­west­kor­so in die Wies­ba­de­ner Stra­ße — der tiefs­te Punk­te der Stre­cke war nun er­reicht. Im­mer noch an Mi­cha­el ge­hef­tet er­reich­te ich km 3 nach ins­ge­samt 9:13 min.

Nun woll­te ich die In­itia­ti­ve er­grei­fen. Ich woll­te ei­nen An­griff wa­gen. Ich wuss­te nicht, wie gut Mi­cha­el drauf war. Aber ich muss­te es wa­gen. Ei­nen End­spurt wie Die­ter Bau­mann 1992 in Bar­ce­lo­na habe ich ein­fach nicht drauf. Am bes­ten ge­eig­net hielt ich ‎die leich­te Stei­gung in der Bun­des­al­lee auf dem Weg zu­rück zur Schloss­str. Ich ging mit ei­nem be­herz­ten An­tritt an Mi­cha­el vor­bei und nahm ihm gleich ein paar Me­ter ab. Das war der ent­schei­den Mo­ment im Ren­nen. Hier mach­te ich den Sieg per­fekt und vol­ler Vor­freu­de hielt ich das hohe Tem­po bei.

Den vier­ten Ki­lo­me­ter hat­te ich so deut­lich un­ter ‎3min zu­rück­ge­legt. Doch das Ren­nen war noch nicht vor­bei. Ich war mir zwar si­cher, dass ich ge­win­nen wür­de. Doch da­für muss­te ich noch et­was in­ves­tie­ren. Das viel mir aber nicht schwer. Der letz­te km war an die­sem Tag der schöns­te. Ich war neu­gie­rig wie schnell ich ins­ge­samt sein wür­de. Was wür­de die Uhr im Ziel an­zei­gen?

Im Ren­nen hat­te ich nicht hoch‎gerechnet, was mei­ne Ziel­zeit sein könn­te. Ich woll­te mir kei­ne Gren­ze set­zen. Als ich um die Ziel­kur­ve kam konn­te ich es kaum glau­ben. Die Uhr zeig­te ge­ra­de 14:50min an. Nun wur­de es noch­mal ein End­spurt. Am Ende blieb ich nicht ganz un­ter 15min. Doch die 15:02min be­deu­ten für mich eine neue Best­zeit und da­mit habe ich eine für mich vor­her vor­han­de­ne Gren­ze über­schrit­ten.

Dies war ein echt tol­les Ren­nen und ich dan­ke al­len, die mich un­ter­wegs an­ge­feu­ert ha­ben. Nach mei­nem Meis­ter­ti­tel mit Best­zeit über 100km im März konn­te ich nun für mei­nen Ver­ein LG Nord Ber­lin den zwei­ten Lan­des­meis­ter­ti­tel si­chern. Nach mei­ner Hoch­zeit geht es also mit neu­em Na­men wei­ter­hin schnell für mich über die Stra­ßen. Schnel­ler als je zu­vor. Viel­leicht auch nicht nur über die 5km.